Zu dem Besitzer – er war in einem ähnlichen Alter wie Reploh – hatte man schnell einen guten Draht, auch wenn aufgrund der Sprachbarriere kein „direktes“ Kundengespräch möglich war. Er war offen und ungezwungen, obwohl sein Vater eine bedeutende Stellung in der Duma, dem Unterhaus des russischen Parlaments, hatte und er selbst eine mit einem Landrat vergleichbare Position in der Region Cherkesk.
Die Gipsfabrik beeindruckte auch dadurch, dass sie mit einfachen Leuten aus der Region aufgebaut und betrieben wurde. Mit Ziegen-, Schafsherden und Geflügel rundherum war sowieso alles recht ursprünglich und urtümlich. Ungewöhnlich war auch die ausgesprochen große Gastfreundschaft. Die beiden Haver-Mitarbeiter wurden sehr fürsorglich beköstigt. Alle Mahlzeiten wurden ihnen in der werkseigenen Kantine serviert.
Als die Herren Latyshev und Reploh gegenüber dem Besitzer der Gipsfabrik äußerten, dass sie sich einen Leihwagen nehmen wollten, um den nächsten Kunden in circa 400 Kilometer Entfernung zu besuchen, riet er ihnen davon ab. Stattdessen lud er sie ein, aus Sicherheitsgründen mit ihm gemeinsam in seinem Auto zu fahren.
Für alle war es ein bewegender Moment, als er mit ihnen unterhalb des Elbrus-Bergs fuhr, dem höchsten Berg Europas, wo sich im Juli 1990 auf einer Datscha Bundeskanzler Helmut Kohl, der sowjetische Präsident Michail Gorbatschov, der sowjetische Außenminister Eduard Schewardnadse und der deutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher getroffen hatten, um über die deutsche Wiedervereinigung zu verhandeln. Das Treffen war von großer historischer Bedeutung, weil Gorbatschov dort seine Zustimmung zur NATO-Mitgliedschaft eines wiedervereinigten Deutschlands signalisierte.
Nicht unerwähnt bleiben sollte, dass es den beiden Herren gelang, den Besitzer des Gipswerks, der bislang Maschinen des Wettbewerbs hatte, von der Qualität der Haver-Maschinen zu überzeugen. Aus diesem ersten Besuch entstand eine langjährig erfolgreiche Geschäftsbeziehung.