Sie flogen nach Edmonton und mussten sich dort einen Mietwagen nehmen, um noch gut 400 Kilometer bis Fort McMurry zu fahren. In einem blauen Chevrolet Cavalier begaben sich die beiden auf den Weg. Sie fuhren eine lange und verlassene Strecke, auf der ihnen kaum Autos entgegenkamen. Also wurden die beiden Autofans ein bisschen mutiger und brachten den Wagen auf 160 km/h – erlaubt waren 100. Als sie merkten, dass immer noch kaum Autos unterwegs kamen, beschleunigten sie den Wagen weiter und fuhren am Ende so schnell, wie es die Kraft des kleinen Chevrolet Cavalier erlaubte, ohne auf den minimalen Gegenverkehr Rücksicht zu nehmen.
In der Ferne kam ihnen ein LKW entgegen. Was die beiden jedoch nicht sahen und wussten, war das Polizeiauto, das direkt hinter dem LKW fuhr und die Geschwindigkeit auch für entgegenkommende Fahrzeuge messen konnte. Kehrtwendend verfolgte es den Mietwagen mit Blaulicht, um ihn anzuhalten. Florian Festge zeigte sich kooperativ und fuhr sofort rechts ran. Allerdings nicht ohne seinen Bruder vorher zu instruieren: „Egal was ich tue, mach mit!“ Als der Beamte an die Autotür kam, versuchte sich Florian Festge in dem schwersten deutschen Akzent, den er in sich finden konnte – „Hallo, Herr Offiser!“.
Obwohl die beiden Brüder zu keiner Zeit die Unwahrheit gesagt hatten, kann man ihnen vorwerfen, dass sie dem Polizisten ihre Sprachkenntnisse unterschlagen haben. Sie unterhielten sich mit Händen und Füßen. Der Cop schien das erst 100-prozentig zu akzeptieren, als sie ihm beide ihre deutschen Führerscheine zeigten und umständlich erklärten, dass sie für dieselbe Firma arbeiten, die Lieferant der Firma Syncrude ist. Der Polizist versuchte den beiden begreifbar zu machen, dass die Straßen in Kanada keine deutsche Autobahn sind und wie gefährlich ihr Verhalten war. Es könnten ja auch mal Elche auf der Straße sein.
Als die beiden so taten, als wüssten sich nicht, was ein „Moose“ ist, nahm der Sheriff seine Hände an die Schläfe, öffnete alle Finger und verschaffte sich damit selbst ein Geweih.
Der schwierigen Konversation sei Dank, dass der Polizist auf das fällige Strafmandat von 280 Dollar verzichtete und die beiden ermahnte, in angepasster Geschwindigkeit weiter zu Syncrude zu fahren. Die beiden nickten zu allem. Sie machten sich erleichtert und insgeheim schmunzelnd wieder auf dem Weg. Nochmal Glück gehabt!
Allerdings schworen sie sich, nicht noch einmal einen Ordnungshüter so hinters Licht zu führen. Das Bild des „geweihten“ Beamten werden sie nie vergessen.